OLP Axis- Officially Licensed Power

ein Test von Hansi Tietgen

In den letzten Jahren hat sich so manche Firma -mehr oder weniger erfolgreich- am Herstellen von preisgünstigen Kopien der beliebten Gitarren und Bässe aus dem Hause Music Man versucht. Unter dem Markennamen OLP nimmt jetzt die Mutterfirma das Heft selber in die Hand und lässt in Asien offiziell legitimierte und kontrollierte Nachbauten der angesagtesten Music Man Instrumente produzieren. Der deutsche Vertrieb, die Firma Musik Meyer, stellte uns die OLP Version einer MM Axis zur Verfügung, um ihr in einem unserer interaktiven PG Gear Checks ausführlichst auf den Zahn fühlen zu können.

Korpus und Konzept

Keine Frage! Diese Gitarre hat die Lizenz einer Original Music Man Axis bis aufs Haar gleichen zu dürfen. Genau wie bei der großen Schwester, kam auch bei der Produktion des OLP Bodies massives Basswood (Linde) zum Einsatz. Das Klangholz eignet sich, dank seiner spezifischen Eigenschaften, ideal zum Bau modern konzipierterer Rock-Gitarren und erfreut sich in den letzten Jahren einer stetig wachsenden Beliebtheit. Rundungen und Shapings des Linden-Korpusses entsprechen eins zu eins dem Vorbild, an dessen Entwicklung übrigens Gitarrenheld Eddie Van Halen einen maßgeblichen Anteil hatte. Aber einen Unterschied zwischen Kopie und Original gibt es dann doch. Anders als bei der Music Man, deren Basswood-Body mit einer bookmatched Wölckchen-Ahorn Decke (quilted Maple Top) belegt wurde, kommt die OLP ohne Ahorn-Decke aus. Um dennoch einen möglichst realistischen Auftritt zu gewährleisten, entschied man sich stattdessen für das Aufbringen eines gut gemachten Fotofinishs, das selbst aus nächster Nähe betrachtet kaum von einer echten Ahorn-Decke zu unterscheiden ist. Ein cremefarbenes Binding unterstützt das authentische Erscheinungsbild und harmoniert auf das idealste mit der Zebra-Optik der beiden direkt in den Korpus montierten Humbucker.

Die Pick-Ups wurden speziell für die Gitarre entwickelten und sind mittels eines Drei-Wege Toggle Switches schaltbar. Ein cremefarbener Poti in "Hutform" kontrolliert die Lautstärke der beiden magnetischen Sound-Machines. Auf einen Tone-Regler hat man, der Originaltreu der OLP Axis entsprechend, verzichtet. Die Hardware- namentlich das aufliegend montierte Vintage-Style Tremolo und die sechs Diecast Mechaniken- ist verchromt. Zargen und Rücken der Gitarre wurden deckend schwarz lackiert. Auf den "Bauch" gedreht bietet sich dem Betrachter ein ungehinderter Blick auf die beiden, sauber ein- bzw- aufgesetzten Abdeckungen der Federkammer und des Elektronikfachs. Gerade wenn es bei einem Saitenriss On Stage mal richtig schnell gehen muss, erweist sich die durchgängig angelegte Aussparung der Kunststoff-Federkammer Abdeckung, als äußerst praktisches Detail. Das üppige Design sorgt dafür, dass sich die Ballends beim Herausschieben der Saiten nicht verhaken, oder unter der Abdeckung verstecken können.

 

Der Hals

Das Shaping des einteiligen Ahornhalses liegt angenehm in der Hand und garantiert so eine sehr gute Bespielbarkeit. Auch das mit 22 sauber eingesetzten und abgerichteten medium Size Jumbo Frets ausgestattete Griffbrett wurde aus Ahorn gefertigt. Für den nötigen optischen Kontrast und eine optimale Orientierung sorgen zierliche schwarze Dot-Inlays in Fläche und Flanke. Die Halsbefestigung erfolgt -musicman-typisch- durch eine Vierpunkt-Verschraubung. Die leicht abgeschrägte Formgebung des Hals-Korpus Übergangs, erlaubt das komfortable Bespielen der hohen Lagen. Die verchromte Halsplatte folgt in ihrer Formgebung der Schräge und wird von einem geprägten OLP Logo verziert (siehe Foto im PG Gear Check).

Als legitimierter Ernie Ball Ableger nutzt OLP das gleiche Kopfplatten-Design, das schon seit vielen Jahren als das Markenzeichen aller Music Man Gitarren und Bässe zu bezeichnen ist. Die Vorderseite des relativ kleinen Headstocks ist in "Wagenfarbe" lackiert (matching Headstock). Die sechs geschlossenen Mechaniken wurden-ebenfalls musicmantypisch- unsymmetrisch im Verhälnis vier zu zwei angeordnet. Dabei hat die Art der Platzierung nicht ausschließlich mit der Verwirklichung einer ungewöhnlichen Designidee zu tun. Vielmehr ermöglicht die gewählte Anordnung der Mechaniken auf der kleinen Kopfplatte die Realisation eines idealen, weil parallel angelegten Saiten-Verlaufs. Das wiederum hat zur Folge, dass alle Saiten gerade und ohne Verkantungen in den Sattelkerben liegen. Die auf diese Weise erreichte Minimierung der Reibung am Sattel sorgt für eine optimale, weil verstimmungsarme Performance von Bendings und Vibrato-Gimmicks. Auch auf einen weiteren Verstimmungsinitiator -den berüchtigten Niederhalter der E-und H-Saite- konnte, dank der leicht nach unten versetzten Lage der Kopfplatte, verzichtet werden.

Ein im Hals eingelassener, einstellbarer Stahlstab gibt Stabilität. Mittels einer, in einer kleinen Ausfräsung im Korpus untergebrachten Stellschraube, lässt sich die Halskrümmung ohne die Zuhilfenahme von Spezialwerkzeug schnell und problemlos einstellen.

Die Elektronik

findet in dem eben schon erwähnten ELektronik-Fach auf der Korpus-Rückseite Platz. Die Innenseite des Fachs wurde, zwecks optimaler Abschirmung, mit Graphitlack ausgestrichen und bildet im Zusammenspiel mit dem alufoliebeschichteten Kunststoffdeckel, ein geschlossenes System. Die elektronischen Einzelkomponenten sind sauber eingebaut und verlötet worden. Die Schaltung der beiden Custom Wound Humbucker übernimmt ein 3-Wege PickUp Selector. Folgende Tonabnehmer-Kombinationen sind möglich:

  • 3-Wege Schalter nach unten: Der Bridge Humbucker ist aktiv
  • 3-Wege Schalter in Mittelstellung: Beide Humbucker sind aktiv
  • 3-Wege Schalter nach oben: Der Hals Humbucker ist aktiv
  • Die Praxis

    Der Praxischeck erfolgte in Verbindung mit dem Vox Valvetronix AD 120 VT. Die OLP Axis wurde von Werk ab mit einem 009-042 Saitensatz ausgestattet. Da wir alle unsere Test-Sessions -zwecks besserer Vergleichbarkeit der einzelnen Instrumente- mit Ernie Ball Strings abhalten, haben wir uns darauf verlegt die Werksbespannung durch ein entsprechendes Ernie Ball Set der gleichen Saitenstärke zu ersetzen. Die Grund-Einstellung der Gitarre ist sehr gut. Oktavreinheit und Saitenlage sind als optimal zu bezeichnen. Die Ansprache ist sehr direkt und schon trocken gespielt fällt das gute Sustain der OLP auf. Die ersten verstärkten Versuche wagen wir, ganz traditionell, mit dem Modell eines Marshall JTM 45, den wir mit der Simulation einer Tube Overdrive Tretmine ein wenig aufgemotzt haben. In dieser Konfiguration liefert der Bridge-Humbucker der Gitarre transparente und kraftvolle Riff und Powerchord-Sounds. Aber auch der Hals-PickUp macht eine sehr gute Figur und versorgt den Spieler mit warmen, sahnigen Lead-Sounds.In Verbindung mit einem HiGain Amp a la´Mesa Rectifier oder Marshall 2000 DSL 100 gibt es richtig was auf die Ohren. Trotz der maximalen Verzerrbedienung der HiGain Monster bleibt der Sound der Gitarre gut ortbar und differenziert (siehe auch PG Gear Check Audio)- eine wichtige Eigenschaft für Freunde gnadenloser Herunterstimm-Orgien. Die gute Bespielbarkeit der OLP läd zu ausgiebigen Improviationen ein und unterstützt problemlos alle gängigen Spieltechniken. Auch die Stimmstabilität des Vintage-Tremolos ist- dank der vorhin beschriebenen Konstruktionsmerkmale- als sehr gut zu bezeichnen. Selbst bei Whammy-Gebrauch der wilderen Art, hat man keine unangenehmen Verstimmungen zu befürchten. In der Mittelposition klingt die Gitarre charaktervoll und stellt genügend Ausgangsleistung zur Verfügung, um selbst langatmige Legato-Linien zu ermöglichen.

    Aber auch clean gespielt, weiß die OLP zu gefallen. Egal ob knackige Reggae-, Ska-, oder Funk-Rhythmen- der direkte Sound der Gitarre setzt sich sehr gut durch und schafft ein authentisches Abbild der jeweils gespielten Phrasings. Der Hals-PickUp unterstützt warme Akkordsounds und gibt selbst fettem Jazz-Comping eine Chance.

    Fazit

    Das von Ernie Ball Chef Sterling Ball ins Leben gerufene OLP Projekt sticht. Die unter der Direktive des Mutterkonzerns in Asien produzierten "Kopien" legendärer Music Man Instrumente erweisen sich als würdige Ergänzungen des Angebots des amerikanischen Qualitätsgaranten. Die vorliegende OLP Axis überzeugt nicht nur durch ihre absolut authentische Optik, sondern macht ihrer Abstammung auch in Sachen Verarbeitung alle Ehre. Dabei folgt die OLP Axis in nahezu allen Details dem wertvollen Original und liefert dem User eine hervorragende Bespielbarkeit, bei gleichzeitiger Abdeckung der gesamten Soundpalette des Rock/Pop/Jazz Biz. Alles in allem kann man die OLP Axis Kopie -dank ihres hervorragenden Preis-Leistungsverhältnisses- als ein perfektes Einsteiger-Modell bezeichnen, das durchaus in der Lage ist auch sehr erfahrene Spieler glücklich zu machen.

    Specs
    • Hersteller: OLP
    • Modell: Axis
    • Body: Solid Basswood (Linde)
    • Hals: Ahorn
    • Griffbrett: Ahorn
    • Mensur: 648 mm
    • Bünde: 22 medium Frets
    • Halsbr. Sattel: 41 mm
    • Halsbr.12. Bd.: 51 mm
    • Headstock: Design by Music Man
    • Mechaniken: Diecast Machine Heads
    • Bridge: verchromtes Vintage Tremolo System
    • PickUps: 2x Custom Wound Humbucker
    • Regler: 1x Volume-Control, 3-Wege Pick Up Selector
    • Preis: € 383,- unverb. Preisempf.
    • Farben: Trans-Blue, Trans-Gold, Trans-Black, Black Sparkle

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