Mission To Planet G - Audioslave

Mit der Band Rage Against The Machine stellten Gitarrist Tom Morello und seine Kumpanen die Rockszene der 90er auf den Kopf. 15 Millionen verkaufte "Einheiten" weltweit zeigten eindrucksvoll, dass es nicht unbedingt dem Weichspülprogramm und Kuscheltexten bedarf, um die Bastion Mainstreamcharts zu erobern. Um so schlimmer traf die Fans Ende 2000 die Nachricht, dass Sänger Zack De La Rocha und die drei Rest-Rages ab sofort getrennte Wege gehen würden. Doch das Trauern um eine der kreativsten Rockbands aller Zeiten sollte nicht lange dauern: Schon im November 2002 meldeten sich Tom, Tim Commerford (Bass) und Brad Wilk (Drums) zurück. Tatkräftig unterstützt von Soundgarden Shouter Chris Cornell.

Chris Cornell gründete die Band Soundgarden im Jahre 1985 und gehörte in den nächsten 12 Jahren zu den einflussreichsten -und mit über 20 Millionen verkauften Alben weltweit- auch den erfolgreichsten Rock-Musikern der Szene. Nicht zuletzt sein energiegeladener Gesangstil war es, der immer wieder Vergleiche zu den späten Led Zeppelin aufkommen lies. Doch 1997 verkündeten auch Soundgarden den Split. Schnell begann die Gerüchteküche zu brodeln und immer häufiger hörte man "Informanten" über einen möglichen Einstieg von Chris bei RATM spekulieren. Doch die vier Protagonisten hielten dicht und gaben den Phantasien der Fans auf diese Weise noch mehr Futter.

Mittlerweile weiß man das die vier Musiker das Jahr 2001 dazu nutzen, um sich menschlich wie musikalisch zu finden und an gemeinsamen Songs zu arbeiten. Die produktionstechnische Seite betreute schon damals kein geringer als Rap/Metal Guru Rick Rubin.

Im Frühjahr 2002 schlug es dann wie eine Bombe ein: Die Band, die bis dato immer noch ohne Namen war, sollte ein Teil des Ozzfest Line-Ups sein. Doch schon eine Woche später wurde die Vorfreude der Fans von einer neuen Presse-Info erschüttert. Wegen Streitigkeiten über das Management und das Label, auf dem nachfolgende Produktionen erscheinen sollten, hatte Chris die Band angeblich wieder verlassen. Ein Hammer! Doch damit nicht genug. Im September des selben Jahres nahm die Geschichte eine weitere, unerwartete Wende. Chris und der Rest der Gang sollten die Probleme aus dem Weg geschafft haben und es würde nun mit Volldampf am Release des ersten Albums gearbeitet. Und auch einen Namen hatte das bis dato namenlose Projekt gefunden: AUDIOSLAVE. Im November 2002 war es dann endlich soweit. Mit dem selbstbetitelten Album gelang es dem Quartett aus dem Stand, Fans und Kritiker gleichermaßen zu begeistern. Es folgte intensives Touren, das die Band im Frühsommer 2003 endlich auch nach Europa führen sollten.

Soviel zur Bio der Band. Doch das ist noch nicht alles, was wir zu bieten haben. Hansi Tietgen hatte vor einigen Jahren (Frühjahr 2000) nämlich das Vergnügen, den Audioslave-Gitarristen Tom Morello im Rahmen eines RATM Gigs in Düsseldorf zu treffen, um ihm einige Geheimnis seines Spielstils und Sounds zu entlocken. Obwohl sich das Gespräch seinerzeit hauptsächlich um das Rage Against The Machine Albums The Battle Of Los Angeles drehte, fanden wir viele der Statements Toms so interessant und allgemeingültig, dass wir dir hier einen Auszug aus dem Interview präsentieren wollen. Das komplette Gespräch plus Workshop findest du übrigens im Musiker-Magazin Soundcheck/Ausgabe April/2000.

?HT: Rein rhythmisch betrachtet, tendiert deine Gitarrenarbeit ganz deutlich in Richtung Funk-, und HipHop Grooves. Wie sieht es eigentlich mit deinem musikalischen Background aus?

!TM: Aufgewachsen bin ich mit der Musik von Bands wie Black Sabbath, Led Zepplin und Aoerosmith. Später habe ich mich dann mit den Spieltechniken von Gitarristen wie Randy Rhoads, Steve Vai und Al Di Meola auseinandergesetzt. Alles in allem also wirklich kein Funky-Stuff. Grundsätzlich geändert hat sich das allerdings, als ich zum ersten mal die Musik von Run DMC und Grandmaster Flash gehört habe. Ich mutierte zum Rap-Fan und versuchte fortan, die Phrasierungen des Rap auf meine Gitarrenarbeit zu übertragen. Noch weiter in diese Richtung hat mich dann das Zusammenspiel mit der RATM Drum ŽnŽBass Abteilung gebracht (die ja auch bei Audioslave am Start ist/Anm. der Redaktion). Tim und Brad sind eine echte Hip-Hop und Rap-Maschine! Tatsächlich inspiriert mich Ihr Spiel zunehmend funkier zu werden.

?HT: Dir eilt der Ruf voraus, dass dich Equipment-Politik nicht sonderlich interessiert. Für dich sind Instrumente ausschließlich Mittel zum Zweck.

!TM: Absolut. Mein Zeug ist schon ziemlich alt. Den Amp habe ich mittlerweile schon 12 Jahre. Es ist ein 50 Watt JCM900/2205 Marshall Top, mit dem ich ein 4x12" Peavey-Cabinet antreibe. Welche Speaker drin stecken, kann ich aber nicht genau sagen. Ich glaube es sind Celestions. Na ja, ist ja auch nicht so wichtig. Gerade von jungen Gitarristen werde ich sehr häufig nach meiner Meinung zu bestimmten Equipment gefragt. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich aber nur sagen, dass es nicht unbedingt auf das Verwenden des aktuellsten Zeugs ankommt, um einen korrekten Sound anbieten zu können und im Endeffekt gute Musik zu machen. Vor vielen Jahren war ich auch mal ein "Gear-Junkie" und bin jedem Trend hinterher gelaufen. Bis zu dem Tag, an dem mir mein gesamtes Equipment geklaut wurde. Da ich gerade in den Aufnahmen zu einem Demo-Tape steckte, musste ich mir sehr schnell neues Zeug besorgen. Ich ging also in den nächsten Musikladen und nahm das mit, was ich mir gerade noch leisten konnte. Und das waren eben besagter Marshall-Amp und die Peavey Box. Natürlich klang der Stuff nicht annähernd so gut, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch die Angelegenheit hatte auch etwas für sich und seit dieser Zeit gilt für mich die Devise: "Mach das beste aus dem Sound, den du hast. Mache Musik mit deinem Amp und hörŽendlich auf zu versuchen, der galoppierenden technischen Entwicklung hinterher zu rennen. "

?HT: Dennoch bist du soundmäßig alles andere als ein Purist. Welche Effekte verwendest du?

!TM: Damit verhält es sich ungefähr so, wie mit meinem Amp. Ich habe mir schon sehr lange kein neues Equipment mehr kauft. Ich verwende nach wie vor eines der ersten DigiTech Whammy-Pedals, ein Cry-Baby Wah und ein Boss Digital Delay (DD-1). Außerdem kommen noch ein alter Ibanez Flanger und ein DOD EQ-Pedal zum Einsatz. Den EQ benutze ich ausschließlich als Booster. Er ermöglicht es mir, die Lautstärke während meiner Soloparts anzuheben.

?HT: Wie verlinkst du Effekte und Amp?

!TM: Ich habe alles im Einschleifweg platziert. Sogar das Wah. Auch so positioniert funktioniert es einwandfrei und mein System bleibt relativ nebengeräuscharm.

?HT: Testes du im Vorfeld einer Produktion, welche Soundvarianten für die unterschiedlichen Song-Parts in Frage kommen, oder ergibt sich das ganz spontan im Studio?

!TM: Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe einen Walkman, mit dem man auch aufnehmen kann. Ich nennen ihn gerne "My Noise Charge". Mit seiner Hilfe habe ich mir eine Art Sound-Bibliothek angelegt. Immer dann, wenn ich durch Zufall wieder mal auf eine abgedrehte Soundvariante gestossen bin, nehme ich sie auf und notiere, wie der jeweilige Sound entstanden ist. So laufe ich nicht Gefahr, die jeweils benötigte Effektkombination zu vergessen. Oft ist die Suche nach neuen Sounds aber auch wesentlich natütlicher und so passiert es zum Beispiel sehr häufig, dass ich schon in der Entstehungsphase der Songs konkrete Vorstellungen davon habe, was jeder Part braucht, um seinen jeweiligen Charakter herauszuheben.

?HT: Wie sieht es mit deinen Gitarren aus?

!TM: Ich bevorzuge Stangenwaren. Meine Hauptgitarren sind eine Fender Tele aus den frühen 80ern und ein zweites Teil, das ich aus verschiedenen Parts zusammengestellt habe. Ursprünglich war es mal eine Performance. Da ich fasst alles an diesem Instrument gehasst habe, bin ich im Lauf der Jahre dazu übergegangen, alle möglichen Teile durch andere zu ersetzen. So schraubte ich ein neues Whammy Bar drauf, wechselte den Hals und tauschte die Pick-Ups.Vom Original ist also im Prinzip nur ein Stück Holz übrig geblieben. Wenn mich jemand nach der Marke dieser Axt fragt, dann nenne ich sie immer schlicht und ergreifend: "Just A Guitar"!

?HT: Bei einigen der Songs (z.B. Sleep Now In The Fire vom The Battle Of Los Angeles Album) spielst du einen ziemlich coolen Strat Neck-Pickup Hendrix Sound. Welche Pick-Ups hast du hier verwendet?

!TM: Ob du es glaubst oder nicht: Das sind aktive EMGs! Viele Leute sind ja der Meinung, dass aktive Pick-Ups klinisch klingen. Aber ich denke Sleep Now In The Fire beweist das Gegenteil.

?HT: Wenn man dich auf der Bühne beobachtet stellt man fest, dass du sehr häufig den Toggle-Switch (Pick-Up Wahlschalter) einsetzt, um bestimmte Effekte zu erzielen. Die zweite Gitarre in "Guerilla Radio" ist ein gutes Beispiel für diese Spielweise. Wie läuft das Ganze technisch ab.

!TM: Ich verwende in meiner Gitarre eine Art Les Paul Schaltung. Jeder meiner beiden EMGs hat also einen eigenen Volumen-Regler, so dass ich die Lautstärke eines Pick-Ups komplett wegdrehen kann, ohne die Power des anderen in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Wenn ich jetzt den 3-Wege Toggle-Switch hin-, und herbewege, schalte ich den Sound im Prinzip also an, und wieder aus. In Guerilla Radio habe ich diese Technik für die Overdub-Gitarre eingesetzt. Hier bewege ich den Schalter in einem durchgehenden Sechzehntel-Rhythmus hin und her. Coole Sache!

?HT: Okay Tom. Vielen Dank für das ausführliche Interview und alles gute für die Tour!

zurück...