Brandstifter

Heaven Shall Burn im exklusiven PG Interview

Spätestens seit dem Chart-Einstieg ihres aktuellen Albums "Deaf To Our Prayers" (Platz 65 in Deutschland) gehören die Thüringer Heaven Shall Burn in der Welt des modernen Metal zu den großen Namen. PG sprach mit den beiden Gitarristen Alexander Dietz und Maik Weichert über ihre Anfänge als Musiker, ihre Lieblingsinstrumente – und runtergelassene Hosen auf dem Weg zur Bühne.

?PG: Alex und Maik, erzählt uns von Euren ersten musikalischen Erfahrungen!

?Maik: In meinem Elternhaus hat Musik nie eine besonders große Rolle gespielt. Wenn überhaupt, dann hat mein Vater irgendwelche Operetten gehört. Und zwar sehr laut! Aber eine Plattensammlung oder so was gab es nicht.
Ich erinnere mich dran, dass bei einer Familienfeier eine Band gespielt hat. Allerdings nur so DDR-Schlagersachen. In der Pause habe ich mich dann auf die Bühne geschlichen und so eine E-Gitarre mal angefasst, war aber total enttäuscht, dass kein richtiger Ton rauskam – damals war ich sechs Jahre alt. Später, so mit acht, habe ich dann angefangen, in einer Jagdhorngruppe zu spielen. Als Thüringer Junge hat man das ja quasi im Blut, und es war irgendwie auch cooler, als beim Fanfarenzug am ersten Mai mitmarschieren zu müssen.

!Alex: Meine ersten Erfahrungen sammelte ich im Alter von 6 Jahren am Klavier. Ich versuchte damals immer so zu spielen, wie die Jungs von Depeche Mode auf der "Singles 81-86", der einzigen Platte, die bei uns im Osten "offiziell" erhältlich war. 1991 wurde für mich der Grundstein für Saiteninstrumente gelegt, als "Ten" von Pearl Jam und "Siamese Dream" von den Smashing Pumpkins rauskamen.

?PG: Wie habt ihr dann angefangen Musik zu machen?

?Maik: Ich habe mit 17 angefangen, Gitarre zu spielen, weil ein Kumpel von mir seine Akustik-Gitarre wegwerfen wollte. Mir tat es Leid um das Teil, also habe ich sie genommen. Mit der E-Gitarre startete ich erst etwas später, so mit 19. Ich bin also ein echter Spätzünder. <span class="ros">!Alex:</span> Ich habe 1991 mit einer selbstgebauten Gitarre aus einem Second-Hand-Shop angefangen. Das war eher ein Waschbrett mit Saiten und trug den Namen "the frog".

?PG: Hattet ihr Unterricht?

?Maik: Ich habe versucht, Gitarrenunterricht zu nehmen, aber es war hier sehr schwer gute Lehrer für E-Gitarre zu finden. Für die klassische Gitarre gab es hervorragende Lehrer, aber die konnten alle irgendwie nicht rocken. Und diejenigen, die dann doch auch Rock und Metal angeboten haben, waren nur unkreative Metallica-Nachspieler. Das hat mir alles nie was gegeben, und so hab' ich dann meist nach drei, vier Stunden aufgehört. Kreativität ist ohnehin viel wichtiger als Technik, doch leider wird einem in vielen Musikschulen die Kreativität regelrecht „abgewöhnt“, und man wird nur zum Interpreten ausgebildet. Ich hatte aber einen sehr coolen Mathelehrer, der mit Herz und Seele so richtiger DDR-Blueser und -Rocker war. Seine Einstellung, dass das alles aus dem Bauch kommen muss und nicht von den Notenblättern, hat mir immer gefallen. So hing ich dann auch nach der Schule oft mit ihm und seiner Band ab. Sie halfen uns auch, die ersten Aufnahmen zu machen. Was die Einstellung zur Musik, zur Kreativität und zum Leben als Musiker angeht, habe ich von ihm am meisten gelernt, denke ich..

!Alex: Ich hatte nur einen Schlagzeuglehrer, haha.

?PG: Wie seid Ihr das erste Mal ins Rampenlicht getreten?

?Maik: Schon in meiner allerersten Band spielte ich gemeinsam mit unserem heutigen Drummer Matthias. Unser erster Auftritt fand auf einer Veranstaltung in einem kleinen Dorf statt, bei einem Konzert für Nachwuchsbands.

!Alex: Mit meiner Jugendband "Honeytoast", die übrigens bis letztes Jahr bestanden hat, machten wir zu allererst die Schulen in unserer Gegend unsicher. Wir waren jung, wild und spielten laute Musik – eine schöne Zeit, haha!

?PG: Erzählt uns von Euren Gibsons!

?Maik: Ich habe einige Gibsons - und jede ist für mich die Schönste. Vielleicht bin ich da ein Casanova, der jede seiner vielen Frauen aufrichtig liebt, haha. Da wären die Gibsons mit mattem Lack, Kratzern und anderen Spuren der Zeit, aber besonders zu denen gibt es coole Erinnerungen oder Geschichten. Aber ich habe auch die Gibsons, die ich nie auf der Bühne spielen werde, sondern nur zu Hause auf der Couch. Manchmal sitze ich stundenlang rum, und mir fällt kein einziges Riff ein. Wenn ich dann aber eine bestimmte Gibson in die Hand nehme, sprudeln die Riffs auf einmal nur so aus mir heraus. Ist ja eigentlich auch klar, dass einem auf einer SG andere Sachen einfallen als auf einer Explorer, oder?

!Alex: Da haben wir meine absolute Nr. 1, die Gibson SG Supreme in Ebony Black. Ich liebe sie, wenn man das überhaupt von einem Instrument behaupten kann. Früher war ich ein Fender-Fan, danach spielte ich ESP, auch klasse Gitarren, aber dann kam die Zusammenarbeit mit Gibson: Als ich meine SG das erste mal aus dem Koffer nahm und spielte, wusste ich, was mir all die Jahre gefehlt hat! Das war, wie nach Hause zu kommen!

?PG: Welche Gibson eignet sich eurer Meinung nach am besten für den Konzerteinsatz?

?Maik: Ich habe bis jetzt live am liebsten eine Les Paul Supreme gespielt. Die sieht fett aus und klingt fett, ist dabei aber relativ leicht. Wir sind ja doch eine sehr bewegungsintensive Band und können uns nicht die Gitarre 90 Minuten auf den Bauch legen und in der Ecke rumstehen. Weshalb ich mir auch kein Zehn-Kilo-Museumsstück um den Hals hänge, hehe. In letzter Zeit spiele ich aber auch oft eine Explorer. Die hängt einfach am besten im Schritt, und man kann mit ihr herrlich posen. Das ist wichtig! Jeder Gitarrist, der etwas anders behauptet, ist ein verdammter Lügner.
!Alex: Für mich ist es meine SG Supreme, aber auch die Les Pauls klingen großartig. Gerade bei extremer Musik wie der von Heaven Shall Burn kommt es für mich auf den Output und den Druck einer Gitarre an. Meine Gibsons liefern einen warmen und doch walzenden Sound- und zwar ganz ohne EMG 81-Pickups!

?PG: Wie sieht es im Studio aus?

!Maik: Im Studio haben wir bis jetzt immer auf Les Pauls (Custom oder Supreme) oder Explorers zurückgegriffen; einfach wegen des unglaublichen Sustains und des enormen Outputs, den diese Klampfen bieten.

!Alex: Definitiv die Les Paul Supreme mit den Tonkammern. Außerdem die Gibson Xplorer – ein unglaubliches Sustain!

?PG: Was war das Lustigste, das Euch jemals auf Tour passiert ist?

?Maik: Es gibt natürlich unendlich viele Sachen, die einem spontan aber nicht einfallen wollen oder sollen, haha. Aber neulich habe ich mal wieder den Film „Das Boot“ gesehen, und eine Szene hat mich stark an ein Tourerlebnis erinnert: Das war in London auf der Tour von HSB mit As I Lay Dying. Ich saß grad in unserer Garderobe auf dem Klo, als laut Zeitplan eine der Vorbands anfangen sollte zu spielen – plötzlich höre ich, dass nicht deren Intro, sondern Unseres läuft… Ich mache im sitzen die Klotür auf und will die anderen Jungs fragen was da los ist, aber es war niemand mehr im Raum. Ich also hochgeschossen, mir die Hose erst beim Rennen durch den Backstagebereich hochgezogen, nachdem ich dabei mindestens dreimal auf die Fresse gefallen bin. Und als ich gerade auf die Bühne springen will, sehe ich, dass da die andere Band steht und auch dumm guckt, weil der Tonmann einfach die Intro-CDs verwechselt hat… Naja, und bei „Das Boot“ gibt es eben diese eine Szene, bei der Gefechtsalarm losgeht und ein Matrose auch mit runtergelassenen Hosen aus dem U-Boot-Klo durch alle Gänge auf seinen Posten springt. Die andern Jungs haben alle fast gekotzt vor Lachen, als ich so an ihnen vorbei gerannt bin…ä

?PG: Auf welche Projekt von Euch können wir uns in Zukunft noch freuen?

?Maik: Im Moment hat HSB für mich absolute Priorität.

!Alex: Ich möchte mich in Zukunft noch mehr auf meine Arbeit im Studio "Rape of Harmonies" (www.rapeofharmonies.de) konzentrieren. Außerdem möchte ich musikalisch noch etwas anderes machen. Aber alles zu seiner Zeit: Jetzt wird erstmal durchgeladen und abgefeuert mit HSB!

?PG: Wo seht ihr euch in einem Jahr?

?Maik: Hoffentlich wieder in den Charts wie mit unserer aktuellen Platte "Deaf To Our Prayers" - und auf den Bühnen dieser Welt.

!Alex: Hoffentlich auf Tour!

?PG: Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

!Maik: Am wichtigsten ist für mich immer noch, auf den MP3-Playern und in den Plattenschränken der Leute zu sein, die mit unserer Musik Erinnerungen verbinden. Aber natürlich auch weiterhin auf der Bühne und im Studio, ist doch klar!

!Alex: Vielleicht bin ich dann ein dicker Familienpapa, der jeden Tag seinen Kindern dieselben Geschichten davon erzählt, wie er damals mal eine Band hatte und ein hartes Schwein war. Dazu trage ich dann ein bekleckertes Unterhemd - und meine Gibsons sind die Tische für meine Getränke...

Equipment:

!Maik: Gibson Les Paul Supreme, Gibson Les Paul Standard, Gibson Explorer, Engl Ritchie Blackmore Signature Head, Engl 4x12" XXL Cab, GHS strings, Samson wireless system.

!Alex: Gibson SG Supreme, Gibson Les Paul Standard, Gibson Explorer, Engl Savage 120 Head, Engl 4x12" XXL cab, GHS strings, Samson wireless systems

www.heavenshallburn.com

Zurück...

Planet Guitar Home

Zum PG - Forum